Adam Smith
1723 – 1790; Moralphilosoph, erster Theoretiker der Marktwirtschaft und Nationalökonom. Smith sieht die Quelle des Wohlstands und des Gemeinwohls einerseits in der Arbeit („Nicht für Gold und Silber, sondern für Arbeit ist aller Reichtum der Welt ursprünglich gekauft“) und andererseits in der Freiheit der Marktteilnehmer, sich um das gesellschaftliche Gesamtinteresse nicht kümmern zu müssen, bzw. in der Freiheit von moralischen Ansprüchen in den individuellen Handlungen hinsichtlich des Gemeinwohls: „Nicht vom Wohlwollen des Bäckers machen wir es abhängig, ob wir unser Brot bekommen, sondern von seinem wohlverstandenen Eigeninteresse.“
Im Gegenzug bedarf diese Freiheit eines Ordnungsgefüges, das selber nicht Marktteilnehmer ist, aber das übernimmt, was der Markt aus sich heraus nicht leisten oder garantieren kann: den Schutz nach außen, die Rechtssicherheit nach innen, den Aufbau und Erhalt der Infrastruktur. Traditionell fielen diese Aufgaben dem Nationalstaat zu. Heute müßten wir hinzufügen: Der Markt leistet aus sich heraus auch nicht den sozialen Frieden nach innen und ebenfalls nicht den Schutz der Umwelt.
Aus der Wahrnehmung partikularer Interessen, des ungestörten Wettbewerbs und Gewinnstrebens geht nach Smith dann und im Idealfall ein gesellschaftliches Gesamtinteresse oder ein Gemeinwohl hervor, wenn jeder Marktteilnehmer seinen partikularen Vorteil in optimaler Weise verfolgt – so als ob eine den Beteiligten „unsichtbare Hand“ es fügte.
Unter dem Phänomen der Globalisierung verliert der Nationalstaat mehr und mehr seine traditionellen Aufgaben und Funktionen oder doch wichtige und auch wesentliche Teile davon.
Die Frage nach der „unsichtbaren Hand“ hat im Rahmen der Nationalökonomie bis heute keine gültige Antwort gefunden. Im Lichte der Globalisieung bzw. einer „Weltinnenökonomie“ stellt sie sich, wie die Frage starker Institutionen, erneut und in verschärfter Form.
Zur Person
*1723 in Kirkcaldy (Grafschaft Fife, Schottland), † 17. Juli 1790 in Edinburgh. Smith studiert an der Universität Glasgow, am Balliol College in Oxford und hält 1748/1749 in Edinburgh seine ersten Vorlesungen über englische Literatur und Rhetorik.
1751 beruft die Universität Glasgow Smith zum Professor für Logik und ein Jahr später für Moralphilosophie, zu der auch Theologie, Ökonomie und Ethik zählten. 1763 gibt er seine Professur auf und begleitet für drei Jahre den dritten Duke of Buccleuch auf dessen Bildungsreise durch Europa. Zum Zollkommissar berufen, gelingt ihm innerhalb von zwei Jahren die Sanierung des maroden Finanzwesens Schottlands.
In seinen moralphilosophischen Arbeiten führt Smith den Gedanken David Humes weiter, der den Sitz des moralischen Urteils primär nicht im handelnden Menschen sieht, sondern auf den Mitmenschen bezieht, der uns signalisiert, ob wir gut handeln oder nicht. In seiner „Theorie der moralischen Gefühle“ macht Smith die Sympathie, das Gemeinschaftsgefühl, zur Grundlage der gesamten Ethik.
Bekannter als durch seine moralphilosophischen Untersuchungen ist Adam Smith als Verfasser der prominenten „Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Reichtums der Völker“, die im Eigennutz Nerv und Motor der Wirtschaft sieht, von sittlichen Ansprüchen im wirtschaftlichen Handeln oder gar Letztbegründungen hinsichtlich des Gemeinwohls entlastet und Hauptwerk der klassischen Nationalökonomie ist.